Das Filmgenre...sagt es etwas über den Beziehungsstand aus?

Lassen wir uns gemeinsam auf die Anfänge meiner bisher längsten Beziehung zurückblicken, die schon ein bisschen zurückliegt.
Ein Ritual, was wir früh eingeführt und bis zum Ende nicht abgeschafft haben, ist das, dass wir gemeinsam eine DVD schauen, wenn wir am Wochenende einen gemütlichen Abend zu zweit machen und nicht ausgehen.

Soweit so gut, ich als Kinogänger und Filmfan fand das natürlich klasse und habe diese Abende stets genossen.

Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Besuch bei ihm zu Hause und wie wir schüchtern auf der Couch nebeneinander saßen und den Film „Barfuss“ schauten. Er war so schön und romantisch, mit einem tollen Soundtrack und ich wunderte mich noch, dass mein Freund so etwas gerne schaute. Es folgten viele romantische Filme mit Happy End, welche, die uns zu Tränen rührten und welche deren Hauptpersonen wir um ihr Glück schlichtweg beneideten.

Nachdem wir die erste Riege seiner Lieblingsliebesfilme durch hatten schwenkten wir um auf Komödien, zuerst etwas derberer Art und dann niveauvoll, versteckt, sarkastisch und ironisch. Wir entdeckten so einige geniale Filme, die an die Berühmtheit von Hollywoodfilmen nicht heranreichten, aber mindestens genauso unterhaltsam waren. Ich denke da an Filme wie Dänische Delikatessen oder Adams Äpfel.
Mussten wir uns durch Komödien zum Lachen bringen, weil uns in der Beziehung das Lachen verging??? Konnten wir nur noch mit Hilfe einer DVD Spaß haben und nicht mehr ohne???

Mein damaliger Freund war Fan von Horrorfilme. Ich konnte diesem Genre gar nichts abgewinnen, weil ich mehr mit geschlossenen Augen den Film „hörte“ als ihn mir ansah. Aber, und so der Verlauf der Beziehung, kam Alltag ein, man musste sich durch die Filmwahl nicht mehr einschleimen, man musste mit Hilfe eines Filmes nicht mehr kuschelbedürftig machen. Langsam aber sicher kam das wahre Ich zum Vorschein und somit wurde ein Horrorfilm nach dem anderen geschaut. Ich ging an dieser Stelle Kompromisse ein. Für den ersten erhielt ich noch ein „Horrorfilm-Zertifikat“, danach war es selbstverständlich. Ob es mir gefiel war dabei Nebensache. Ich wurde nicht gefragt, Schluss aus. Kam jetzt die Zeit des Egotrips??? Auf meine Wünsche wurde keinen Wert mehr gelegt, die Freundin war nichts mehr Besonderes, die man bezirzen musste, sondern Selbstverständlichkeit???

Zu meinem Glück ließ die Qualität der Horrorfilme nach und nachdem wir einige schlechte Verfilmungen hintereinander geschaut hatten, wechselten wir abermals das Gerne: Krimi, Thriller, Action. James Bond, Politthriller, Terminator. Der Ton wurde härter, die Muskeln auch, die Gewalt trat an die Tagesordnung. Es ging um Gesetz und solche, die es brechen, um Schmuggel, Drogen, Vergewaltigung, Skandale.
Warum nun dieses Genre? Flucht aus der Realität??? Filme bevorzugen, in denen Gefühle, wie Liebe oder Angst, einfach nicht mehr vorkommen??? Denn wenn sie nicht mehr vorkommen, muss man sie auch nicht zeigen. Clever? Tragisch?

Nun denn…so durchlebten wir unsere Zeit.
Gegen Ende wollte ich mal wieder mit meinem Freund in einen romantischen Film. Aufgebaut wie Barfuss, ähnliches Thema, ähnliche Schauspieler. Ich dachte eigentlich, dass ich mit dieser Filmwahl nichts falsch machen kann.
Sah mein Freund anders. Ist man nicht mehr frisch verliebt, schaut meine keine romantischen Filme mehr miteinander. Erklärte er mir. Für mich unverständlich. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Vergleicht man insgeheim seine Beziehung mit der im Film und entwickelt Neid? Wovor hat er Angst?
Ich hatte keine Gelegenheit mehr zu fragen…